SSF Bonn im Schwimmsport so erfolgreich wie seit vielen Jahren nicht mehr

Wie sieht es derzeit bei den Schwimmsportlern aus? Ein Interview mit den Trainern Johannes Katzer (J. K.) und Henrik Würdemann (H. W.).

Johannes Katzer (Foto: privat)

Seit drei Jahren steht ihr gemeinsam am Beckenrand, Henrik für den Nachwuchs und das B-Team, Johannes für das A1-Team. Wie sieht eure Bilanz aus?

J. K. : Wir haben eine gemeinsame Vorstellung: Den Leistungssport fördern und das Bestmögliche aus den Standortbedingungen in Bonn herausholen. Aus diesen Überlegungen heraus ist es ja auch zur Kooperation zwischen der SG WaGo und den SSF Bonn gekommen: Die besten Schwimmer beider Vereine trainieren zusammen im sogenannten A1-Team.  Das hat zu einer starken Trainingsgruppe geführt, in der sich die Athleten gegenseitig pushen können. Nach außen auf Wettkämpfen tritt es übrigens als „Team Bonn“ an. Auch beim Landesleistungsstützpunkt treten beide Vereine gemeinsam als Träger auf. Und wir sind aufgrund der derzeitigen Situation zuversichtlich, dass der Stützpunkt in Bonn auch zukünftig erhalten bleibt, obwohl die Anzahl der Stützpunkte in NRW aufgrund neuer Strukturen deutlich reduziert werden soll, einfach, weil wir ein starkes Team haben und die positive Leistungsentwicklung unübersehbar ist.

H.W. : In der Vergangenheit war die Zusammenarbeit zwischen dem

Henrik Würdemann (Foto: SSF Bonn)

Kurssystem, wo die Kinder schwimmen lernen sowie Grundlagen vermittelt bekommen und den Nachwuchsgruppen für den Wettkampfsport nicht optimal. Talente wurden eher zufällig gefunden und gefördert. Das hat sich geändert. Talente werden nun gezielt gesucht  und motiviert, das Schwimmen als Wettkampfsport zu betreiben. Möglich ist das auch deshalb, weil ich mit Pascal Schreiter einen kompetenten Kollegen im Kurssystem habe, der immer wieder neue Ideen und positiven Input liefert. Außerdem hat sich auf unser Betreiben hin die Ausbildungsqualität der Trainer verbessert. So haben wir mittlerweile zwei zusätzliche Trainer mit B-Lizenz und mehrere Übungsleiter, die dabei sind, die C-Lizenz zu erwerben. Ständige Weiterbildung der Übungsleiter und Trainer wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Und wir sehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Wie äußert sich das?

H. W. : Wenn uns nicht Corona dazwischen gekommen wäre, hätte man das an den Wettkampfergebnissen schon jetzt sehen können. In Zukunft werden wir mehr Teilnehmer der SSF bei NRW- und DM-Mehrkampfmeisterschaften und bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften sehen.

J. K. : Und bei den älteren Schwimmern im  A1-Team hatten wir bereits ein Jahr nach meinem Antritt (also 2019, die Red.) mit Rebecca Dany und Till Krajenski nach langer Zeit wieder Medaillengewinner bei der DM bzw. DJM für die SSF.  Und was es seit langem nicht mehr gegeben hat: 2020 ist Jannick Schuller in den Bundeskader des DSV berufen worden, er schaffte auch die Quali-Norm für die JEM in einer Einzeldisziplin und hätte gute Chancen auf den Einsatz in der Staffel gehabt. Leider ist ja alles wegen Corona abgesagt worden. Und Lina Kröger hat vor kurzem die Quali-Norm für die JEM 2021 geknackt und das im April auf einem Wettkampf in Heidelberg erneut bestätigt. Sie ist mittlerweile offiziell für die JEM nominiert. Auch bei den aktuellen Bestenlisten des DSV sind wir ganz vorne zu finden. Allein Lina Kröger und Toby Godsell belegen 6-mal Platz 1  in ihren jeweiligen Altersklassen. Unterstützt bei meiner Trainertätigkeit werde ich übrigens von Hannah Wiedemann und Lisa Kersten. Die beiden machen einen wirklich guten Job.

H. W. : Und das alles vor dem Hintergrund von Corona! Das hat uns schon eingeschränkt. Gerade im Nachwuchs bekommen wir das deutlich zu spüren, da ja derzeit nur die Kaderathleten trainieren dürfen. Da werden wir abwarten müssen, wie groß die Lücke bei den nachrückenden Schwimmergenerationen ausfallen wird.

J. K. : Leider sind ja die DJM 2021 gerade abgesagt worden. Anhand der Bestenlisten wäre es realistisch gewesen, von 30 Finalteilnahmen und 12 Medaillen auszugehen, davon 7 goldene.

Wo seht ihr euch in drei Jahren?

J. K. : Das ist natürlich schwer zu sagen. Wie geht es mit Corona weiter? Und dann steht da noch die vorübergehende Schließung des Sportparks Nord an. Meine Trainingsphilosophie lautet: Schwimmen ist ein trainingsintensiver Ausdauersport und trotzdem gibt es verschiedene Trainingskonzepte und Ansätze. Letztlich geht es darum, welche Trainingsressourcen habe ich zur Verfügung und welche Trainingsreize setze ich als Trainer. Hierbei spielen auch Regeneration und sonstige Belastungen wie Schule und Studium eine große Rolle. Wir versuchen, möglichst effizient zu arbeiten und setzen auf eine hohe Qualität und Intensität im Training.  Aber auf diesem Niveau braucht es auch eine bestimmte Anzahl von Trainingsstunden und Bahnen im Wasser, insbesondere um die Topleute weiterzuentwickeln und am Standort Bonn zu halten.

H. W. : Wir sind auf einem wirklich guten Weg! Das wollen wir fortsetzen. Und da gebe ich Johannes recht: Dafür brauchen wir ausreichend Wasserzeiten!

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Zu den Personen:

Henrik Würdemann ist trotz seines noch jungen Alters ein SSF-Urgestein und seit 2002 Mitglied, zunächst als Schwimmer. 2011 -2015 SSF-Co-Trainer, dann Wechsel nach Oldenburg als Chef- und Stützpunkttrainer. Seit 2018 hauptamtlicher Trainer bei den SSF. Henrik ist verheiratet.

Johannes Katzer ist beruflich als Jurist tätig und blickt auf eine mehr als 15-jährige Trainertätigkeit mit zahlreichen Medaillen bei den DJM zurück. Seit 2018 trainiert er das A1-Team und die Schwimmer des Landesleistungsstützpunkts. Johannes ist verheiratet und hat ein Kind.

 

Abkürzungen:

DM = Deutsche Meisterschaften

DJM = Deutsche Jahrgangsmeisterschaften

JEM = Junioren-Europameisterschaften

A1-Team (Team Bonn) = 1. Mannschaft (trainiert bis zu 9x/Woche) mit Ziel DJM/DM

B-Team = jüngere Schwimmer mit Ziel NRW-Meisterschaften/DJM, die später ins A1-Team wechseln sollen

Redaktion: Rumold Dany